3. Workshop zu Kompetenzen digital (100% ONLINE)
Modellierung, Erfassung, Katalogisierung, Verarbeitung und Zertifizierung
im Rahmen der DELFI/EC-TEL Konferenz 2020
(Workshoptag: Montag, 14.09.2020)
Der Workshop war ein voller Erfolg. Es ist das Ziel 2021 wieder auf der DELFI einen entsprechenden Workshop auszurichten. Bleiben Sie in Kontakt über die neue aktuelle Mailingliste zu Kompetenzen (hier eintragen).

Die Nutzung digitaler Technologien im Bildungssystem und dessen Verwaltungseinrichtungen fördert eine höhere Durchlässigkeit und eine bessere Transparenz bei der Bescheinigung von erworbenen Kompetenzen und/oder Qualifikationen. Immer mehr Lernszenarien werden digital realisiert und außerhalb formaler Bildung durchgeführt. Gleichzeitig etablieren sich in formalen Bildungssettings zunehmend Blended Learning-Formate und auch reine Online-Lernangebote.
Angesichts dieser Entwicklung ist es für Institutionen, Lehrende und Lernende ein großer Nachteil, wenn Kompetenz-/ Qualifikationsnachweise weiterhin ausschließlich als papierbasiertes oder elektronisches Dokument (z. B. Scan oder PDF) ausgestellt werden, was eine verbreitete Alltagsrealität ist. Gleichermaßen stellen papierbasierte und/oder elektronische Nachweise eine Herausforderung für die maschinelle Verarbeitung dar, da sie keinen Anschluss an das Semantic Web erlauben und somit auch Fortschritte in der Digitalisierung der Hochschule (Lehre, Verwaltung) bremsen. Bei klassischen Nachweisen sind manuelle Schritte der Interpretation notwendig, um festzustellen inwieweit jemand die Kompetenz-/Qualifikationsanforderungen für ein anschließendes Modul, einen Kurs oder einen Arbeitsplatz erfüllt. Aufgrund wachsender Diversität der Lernenden und der Arbeitswelt reichen simple Zeugnisse nicht mehr aus.
Wesentliche wissenschaftliche Herausforderungen bei der Modellierung der semantischen Kompetenzdefinitionen sind
- Entwicklung von dezentral erweiterbaren, anwendungsnahen Schemata zur Beschreibung von Kompetenzen
- Granularität der Modellierung
- Nutzung von Semantic Web Technologien zur kompetenzrahmenwerksübergreifenden Vernetzung und Ähnlichkeitsbestimmung von Kompetenzen
- Berücksichtigung der Anforderungen des Bildungssystems und der Arbeitswelt zur Passung von individuellen Bildungsbiographien, erworbener Kompetenzen und Arbeitsplatzanforderungen
- Nutzung von Machine Learning zur teilautomatisierten Generierung semantischer Kompetenzmodelle
Teilweise existieren Lösungen, bspw. für die semantische Modellierung[1] und zur Verbindung von Bildungsabschlüssen und Arbeitsplatzanforderungen[2]. Die kontinuierliche Nutzung der existierenden Teillösungen vom Beginn einer Bildungsbiographie über den Einstieg ins Arbeitsleben bis hin zum lebenslangen Lernen ermöglicht individuelle (automatisierte) Empfehlungen für Kompetenzentwicklung und Arbeitsplatzvermittlung.
Auch wenn in formalen Bildungssettings klassische Zertifikate und Abschlüsse noch eine Rolle spielen, so nimmt ihre Bedeutung doch zunehmend ab. Gleichzeitig wird informelles und selbstgesteuertes digitales Lernen im Sinne eines Life Long Learnings[3] immer bedeutsamer, gerade im Hinblick auf die berufliche Weiterbildung von digitalen WissensarbeiterInnen, zu denen nicht zuletzt auch Lehrende an Hochschulen und Schulen zählen. Diese informell erworbenen individuellen Kompetenzen werden nicht über klassische Zertifikate nachgewiesen. Eine Alternative ist notwendig und soll auch aufgrund von EU-Empfehlungen[4] zur Validierung informellen Lernens geschaffen werden. Hier bekommen digitale Nachweise eine besondere Bedeutung: Sie ermöglichen eine Validierung und Anerkennung von Lernergebnissen auch aus informellen und digitalen Lernkontexten, was im realen Alltag der formalen Bildung nur allzu selten geschieht. Mehrere europäische Projekte und Initiativen haben bereits Ansätze entwickelt, zum Beispiel Open Badge Network[5], European Badge Alliance[6], ReOpen[7], Open Virtual Mobility[8].
Der Einsatz von digitalen Kompetenz-/Qualifikationsnachweisen wird auch auf nationalen Ebenen thematisiert, z. B. in der AG Anerkennung und Anrechnung digitaler Lehrformate beim Hochschulforum Digitalisierung. Die Diskussionen und Beispiele auf der nationalen Ebene zeigen jedoch, dass der Einsatz von digitalen Nachweisen bisher nur langsam voranschreitet und noch viel Bedarf an Lösungsentwicklung und Aufklärung zu Einsatzmöglichkeiten im Bildungsalltag besteht.
Digitale Nachweise (engl. Digital Credentials) auf der Basis von offenen, metadaten-basierten Standards wie Open Badges oder Blockcerts zur Bescheinigung von erworbenen Kompetenzen und/oder Qualifikationen sind flexibel genug, um Erfolge aller Formen des Lernens zu validieren und anzuerkennen. Digitale, Metadaten-fähige Nachweisformate können zusätzlich mit semantischen Technologien kombiniert werden, um (teil-) automatisiert Kompetenzen zu erkennen, in Bezug zu setzen und Kompetenz-/Qualifikationsprofile zu vergleichen. Dies über Domänengrenzen hinweg (inkl. sogenannter Softskills) sprachübergreifend zu tun, ist eine Herausforderung, der sich die Informatik, speziell die Fachdisziplinen der Graphentheorie, semantischen Technologien und Machine Learning, annehmen. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Forschenden zu digitalen Werkzeugen für Kompetenztests (Assessment) und Didaktikern bringt diese Forschung voran.
[1] Schema.org Alignment: schema.org/AlignmentObject
[2] European Skills/Competences, qualifications and occupations framework, ec.europa.eu/esco/portal/howtouse
[3] OECD (Hrsg.) Lifelong Learning for All. OECD Publishing, Paris 1996
Zielgruppe und Themen
Es ist das übergeordnete Ziel des Workshops den ganzheitlichen Blick zu ermöglichen und die Bedarfe aus der Praxis mit den Möglichkeiten existierender (Forschungs)-lösungen zusammenzubringen.
Eingeladen sind Forschende und Praktiker der beteiligten Fachdisziplinen zum Thema Modellierung, Beschreibung, Erfassung, Katalogisierung, Verarbeitung und Zertifizierung von Kompetenzen, um die Grenzen und Möglichkeiten interdisziplinär zu beleuchten. Dazu zählen unter anderem Akteure in den folgenden Themenbereichen
- Digitale Zertifikate (z. B. Public-Key-Zertifikate)
- Open Badges
- Blockcerts
- Semantische Technologien zur Kompetenzmodellierung
- Kompetenzkataloge, - Frameworks und ihre Querverweise
- Graphenalgorithmen und Graphendatenbanken
- Machine Learning/AI zur Bestimmung der Ähnlichkeit von Kompetenzprofilen
- Matching von Qualifikationsprofilen und Anforderungsprofilen
- Verfahren zur (semi-)automatischen Kompetenzerfassung bzw. Kompetenzbewertung
- Praxiserfahrung aus der Modellierung, Einführung oder Nutzung von digitalen Kompetenzen oder Digitaler Nachweise (digital credentials).
Im Rahmen des Workshops soll eine praktikable Kombination von Technologien präsentiert und erörtert werden, die geeignet sind, traditionelle Kompetenz-/Qualifikationsnachweise zu ergänzen (und langfristig zu ersetzen) mit dem Ziel, den ganzheitlichen Überblick zu schaffen zur (a) Modellierung von Kompetenzen in unterschiedlichsten Anwendungsfeldern, (b) Validierung und Anerkennung informellen und digitalen Lernens , (c) Verbesserung der Durchlässigkeit des Bildungssystems (primär, sekundär, tertiär), sowie (d) Steigerung von Beschäftigungsfähigkeit und Mobilität.
Besonders wertvoll sind daher Beiträge aus der Praxis, die Lösungen mit semantischen Kompetenzmodellen und digitalen Kompetenz-/Qualifikationsnachweisen erprobt haben. Forschungsbeiträge, welche oben genannte Teilbereiche der Herausforderungen adressieren, sollen die Workshop-Diskussionen abrunden.

Dauer: ca. 6 Stunden (Ganztagesworkshop ONLINE)
Workshop-Sprache: DEUTSCH (Vorträge in Deutsch oder Englisch nach Wahl der Referenten/innen)
Zuletzt aktualisiert: 18.09.2020
Workshop-Datum: Mo, 14.09.2020
Zeit: 10:00 Uhr bis 15:30 Uhr
Ort: Virtueller Zoomraum Nr. 4 (Link gibts nach Login auf der Tagungswebsite) und unten verlinkte Etherpads für Fragen/Notizen.
siehe auch DELFI-Tagungsprogramm
Uhrzeit | Dauer | Agenda |
--- | ca. 90min | Fachvorträge als Videoaufzeichnungen und PDF vorab (ca. -2-3 Tage vorher)
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10min |
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10:10 | 45min | Diskussion der akzeptierten Beiträge (Papers und Videos)
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11:00 | 10min | - Pause - |
11:10 | 45min | Diskussion der akzeptierten Beiträge (Papers und Videos)
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12:00 | 1.5h | -- Mittagspause -- |
13:30 | 15min | Gemeinsame Abtimmung der Plenumsaktivität im virtuellen Videobesprechungsraum: Vorschläge für Themengruppen/Austausch durch Moderator/en, ergänzbar durch Plenumsvorschläge im zentralen Etherpad (entfernt).
Es folgt: Abstimmung zu den drei priorisierten/gewünschten Fokusthemen. |
13:45 | 40min |
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14:30 | 10min | - Pause - |
14:40 | 21min | Im großen Plenum (virt. Videobesprechungsraum) |
15:10 | 20min | Abschlussrunde mit zentralem Etherpad (entfernt) Anschließend Dank der Moderatoren und offizielles Ende (virt. Raum und Etherpads bleiben noch offen für Diskussionen) |
15:30 | geplantes Ende |
Termine
- 28.06. (VERLÄNGERT, vorher 21.06.) Einreichungsfrist Ihrer Beiträge (max. 6-8 Seiten) per E-Mail an johannes.konert[at]informatik_hs-fulda_de
- 21.07. (verzögert, war vorher 17.07.) Rückmeldung an Einreichende über Annahme/Ablehnung
- 28.07. (verzögert, war vorher 25.07.) Einreichungsfrist für die Camera Ready Version (max. 12 Seiten) der akzeptierten Beiträge für den Workshop-Proceedingsband.
Zusätzlich bitte Ausdrucken und Unterzeichnen: Proceedings-Copyrightformular (PDF folgt später) - 07.09. Rückmeldung an die Teilnehmenden zum detaillierten Ablauf (AKTUALISIERT 07.09.2020)
- 14.09. Workshop-Tag!
Beitragsformen, Einreichung und Veröffentlichung
Für den Workshop können Beiträge im LNI-Format für Word-DOCX als Full Paper (6-8 Seiten, dt/en) eingereicht werden. Bitte ausschließlich das MS Word DOCX Template verwenden. Sollte Ihr Beitrag auf Deutsch verfasst sein, kopieren Sie die Seite 1 und legen als erste Seite zusätzlich eine Überschrift und einen Abstract auf Englisch an. Beispiele sind unseren Workshop-Proceedings aus 2018 zu entnehmen.
Diese sollen aktuelle Forschung, in der Regel Work-In-Progress, beinhalten oder Praxisbeiträge (Case Studies) mit Evaluation zum Themenfeld Modellierung und Nutzung digitaler Kompetenz- und Qualifikationsnachweise.
Die Beiträge werden durch das Programmkomitee des Workshops begutachtet. Es sollen 6 Beiträge angenommen werden. Veröffentlichung aller angenommenen Beiträge ist geplant als Workshopband zusammen mit den anderen Workshops der DELFI.
Sollten alle Autoren/innen angenommener Beiträge zustimmen, kann der Workshop (in Abstimmung mit der Tagungsleitung) auch rein auf Englisch durchgeführt werden.