Vor fast 11 Monaten bin ich in den Flieger nach Buenos Aires gestiegen. In dieser Zeit habe ich mehr Eindrücke gesammelt und Dinge und Menschen (kennen)gelernt, als ich mir hätte vorstellen können. Nun neigt sich mein Aufenthalt dem Ende zu und ich würde gerne noch viel länger hierbleiben, freue mich aber auch, meine Familie in Berlin wiederzusehen und dort mein Studium zu beenden.

Nach einem Monat arbeiten in der NGO Ingeniería sin Fronteras im September wurde mir klar, dass ich dort keinen optimalen Praktikumsplatz gefunden hatte. Ich wurde nicht richtig eingebunden und es gab fast nie Aufgaben für mich, da es sich um eine kleine NGO mit nur wenigen Projekten handelte. Ende September stellte Andreas dann Kontakt mit der UCA-Professorin Susana Viñes her, welche mir und Mariusz glücklicherweise ein Praktikum an ihrem Arbeitsplatz in der Abteilung für öffentliche Baustellen der Municipalidad de San Vicente, der Gemeindeverwaltung von San Vicente, verschaffen konnte. Diese Kleinstadt ist ein Vorort von Buenos Aires, etwa zwei Stunden von meiner Wohnung in Palermo entfernt. Der lange Weg mit Bus und Bahn war ziemlich mühsam, aber ich arbeitete nur 3 – 4 Tage die Woche in Präsenz dort und mir gefiel die Arbeitsatmosphäre im Büro, auch da es viele gleichaltrige Kollegen gab.

Die Municipalidad plant und führt Projekte in der gesamten Gemeinde durch. Diese ist wenig entwickelt, weshalb es sich größtenteils um grundlegende Bauarbeiten wie z.B. Abwasser- und Trinkwasserleitungen und Straßenbau handelt. Meine Aufgaben bestanden einerseits in Büroarbeiten wie z.B. Erstellung von Plänen in AutoCAD oder Kostenvoranschlägen/Budgetierung und andererseits in der Inspektion der Baustellen. Für mich ist es die erste Arbeitserfahrung in Verbindung mit dem Studium, weshalb ich keinen direkten Vergleich mit einem Praktikum in Deutschland heranziehen kann. Meiner Vorstellung und Erfahrungsberichten meiner Freunde zufolge ist mir jedoch besonders aufgefallen, dass die Arbeit hier weniger strikt und informaler verrichtet wird. Das zeigt sich einerseits im Kontakt und Umgang mit den beteiligten Parteien (z.B. mit den Kollegen und Bauleiter/innen immer über WhatsApp) als auch bei der Arbeit im Büro. In der Municipalidad arbeiten etwa 20 Angestellte, größtenteils Ingenieur/innen, Architekt/innen und Anwält/innen, welche alle aber flexible Aufgabenbereiche übernehmen und von allem ein bisschen machen. Auch ich half immer dort mit, wo gerade etwas benötigt wurde, wobei mir ein bisschen eine klare Linie fehlte. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass es für mich manchmal wenig zu tun gab, da auf die erforderliche Arbeit schon ausreichend viele Personen zugeteilt waren. Was mir jedoch gefiel, waren die vielen Besichtigungen der verschiedenen Baustellen. Mariusz und mir wurde eine zum Bau von Trinkwasserleitungen zugeteilt, wo wir wöchentlich den Baufortschritt überprüften und dokumentierten, wobei ich die Arbeitsabläufe auf der Baustelle und den Umgang mit den Bauleiter/innen kennenlernte.

Für die letzten zwei Monate habe ich im Januar nochmals den Praktikumsplatz gewechselt. Susana hat uns an JLM Consultora y Asociados vermittelt, eine Beratungsfirma für u.a. Ingenieurwesen und Architektur, welche ihren Sitz in La Plata hat und von Jose Luis Montalvo, einem Freund von Susana, gegründet und geleitet wird. Nach erst einer Woche dort gefällt es mir bisher sehr gut, da ich im Gegensatz zur Stelle in der Municipalidad einen festen Arbeitsplatz habe, außerdem gibt es bis jetzt mehr zu tun und ich werde mehr gefordert. Zudem ist La Plata eine schöne und lebendige Stadt, welche aus Buenos Aires per Expressbus besser zu erreichen ist als San Vicente. Ich vermute, dass ich dort mehr im Büro arbeiten werde und bin gespannt auf die restliche Zeit und auf neue und andere Erfahrungen.

Abgesehen davon ist die Situation in Argentinien mehr oder weniger unverändert. Die Inflation betrug im vergangenen Jahr 95%, politisch und von der Sicherheit her ist aber glücklicherweise alles relativ stabil. Ende des Jahres finden Präsidentschaftswahlen statt, welche ich auf jeden Fall von Deutschland aus verfolgen werde.

Definitiv erwähnenswert ist der Sieg Argentiniens bei der Fußball-WM im Dezember. Es ist wahrscheinlich eines der verrücktesten Länder, wenn es um Fußball geht und die Stimmung während und nach den Spielen war wirklich unglaublich und unvergesslich.

Im Dezember war ich in Chile und Brasilien und habe somit verschiedene andere Seiten von Lateinamerika kennengelernt, da sich diese in einigen Aspekten sehr von Argentinien unterscheiden. Eine besondere Erfahrung war die Neujahrsfeier in Rio de Janeiro. Anschließend an meinen Aufenthalt hier in Argentinien möchte ich noch ein wenig in Lateinamerika herumreisen und freue mich, noch weitere Seiten dieses Teils der Welt kennenzulernen.

Ansonsten möchte ich für die kommenden Austauschstudierenden noch empfehlen, nach Ankunft das DNI para extranjeros, den argentinischen Personalausweis für Ausländer, zu beantragen. Dieser ist der einzige Weg, um ein argentinisches Bankkonto zu eröffnen, was einem das Leben im Alltag stark erleichtert; mit der deutschen Kreditkarte wird beim Zahlen nämlich ein schlechterer Wechselkurs berechnet. Auf das argentinische Konto kann man sich dann direkt Geld per Western Union schicken und selbst online Käufe tätigen oder Flüge buchen und im Geschäft zahlen. Der wertvollste Geldschein ist zurzeit knapp 2,80€ wert, weshalb man immer eine Menge Scheine mitnehmen muss und wenig flexibel ist. Beim Zahlen mit Karte muss immer das DNI vorgezeigt werden, weswegen man nicht einfach eine Karte von einem Freund oder einer Freundin ausleihen kann. Der Antrag erfordert u.a. ein übersetztes polizeiliches Führungszeugnis aus Deutschland, kostet ca. 100€ und dauert etwa 3 – 4 Monate in der Bearbeitung. Im Nachhinein hätte ich es aber hundertprozentig beantragt, da es mir finanziell im Alltag mehr Freiheit gegeben hätte. In Zukunft ist es aber natürlich nicht sicher, ob es sich lohnen wird, sollte die Regierung die normale Nutzung ausländischer Kreditkarten ermöglichen oder auch wertvollere Geldscheine einführen.

Insgesamt war Argentinien bis jetzt eine unvergessliche und prägende Erfahrung für mich, sowohl persönlich als auch akademisch und professionell. Ich bin sehr dankbar für diese Möglichkeit und werde meine restliche Zeit hier noch so gut wie möglich ausnutzen.

Schöne Grüße und hasta luego,

Gabriel

Hace casi 11 meses, subí al avión con destino a Buenos Aires. Durante este tiempo, he acumulado más experiencias y he conocido más cosas y personas de las que podía imaginar. Ahora mi estancia está llegando a su fin y me gustaría quedarme aquí mucho más tiempo, pero también estoy esperando volver a ver a mi familia en Berlín y terminar de estudiar allá.

Tras un mes de trabajo en la ONG Ingeniería sin Fronteras en septiembre, me di cuenta de que no había encontrado la mejor pasantía ahí. No me integraban adecuadamente y casi nunca había tareas para mí, ya que era una ONG pequeña con pocos proyectos. A finales de septiembre, Andreas nos puso en contacto con la profesora de la UCA Susana Viñes, que afortunadamente nos consiguió a Mariusz y a mí una pasantia en su lugar de trabajo, el departamento de obras públicas de la Municipalidad de San Vicente. Esta pequeña ciudad es un suburbio de Buenos Aires, a unas dos horas de mi casa de Palermo. El largo viaje en colectivo y tren era bastante pesado, pero sólo trabajaba allí 3 o 4 días a la semana de forma presencial y me gustaba el ambiente de trabajo en la oficina, también porque había muchos compañeros de la misma edad.

La Municipalidad planifica y ejecuta proyectos en todo el municipio. No está muy desarrollado, por lo que se trata sobre todo de obras básicas, como cañerías de desagüe y agua potable y construcción de calles. Mis tareas consistían, por un lado, en trabajos de oficina, como la elaboración de planos en AutoCAD o presupuestos y, por otro, en inspeccionar las obras. Para mí es la primera experiencia laboral relacionada con mis estudios, por lo que no puedo hacer una comparación directa con una pasantía en Alemania. Sin embargo, según mi imaginación y los relatos de mis amigos, me he dado cuenta de que aquí se trabaja de forma menos estricta y más informal. Esto se nota, por un lado, en el contacto y la interacción con las partes implicadas (por ejemplo, con los compañeros y los jefes de obra siempre vía WhatsApp) y, por otro, en el trabajo en la oficina. En la Municipalidad trabajan unos 20 empleados, en su mayoría ingenieros, arquitectos y abogados, pero todos asumen tareas flexibles y hacen un poco de todo. Yo también ayudé siempre en lo que hacía falta, aunque tenía la sensación de que faltaba una dirección clara. También sentí que a veces tenía poco que hacer, pues ya había suficientes personas asignadas al trabajo requerido. Lo que sí me gustó fueron las numerosas visitas a las distintas obras. A Mariusz y a mí nos asignaron una para la construcción de cañerías de agua potable, donde comprobábamos y documentábamos el avance de la obra cada semana, y yo llegué a conocer los procesos de trabajo en la obra y cómo tratar con los supervisores de obra.

En enero volví a cambiar de pasantía. Susana nos ubicó en JLM Consultora y Asociados, una consultora de ingeniería y arquitectura, entre otras cosas, con sede en La Plata, fundada y dirigida por José Luis Montalvo, amigo de Susana. Después de sólo una semana allí, me gusta mucho hasta ahora, porque a diferencia del puesto en la Municipalidad, tengo un lugar de trabajo fijo, además hay más cosas que hacer hasta ahora y me exigen más. La Plata es también una ciudad linda y dinámica, a la que es más fácil llegar desde Buenos Aires en micro expreso que a San Vicente. Me imagino que trabajaré más en la oficina y me da curiosidad como va a ser el resto del tiempo y espero tener experiencias nuevas y diferentes.

Por lo demás, la situación en Argentina sigue más o menos igual. La inflación fue del 95% el año pasado, pero desde el punto de vista político y de la seguridad, afortunadamente todo es relativamente estable. A finales de año habrá elecciones presidenciales, que sin duda seguiré desde Alemania.

Cabe destacar la victoria de Argentina en el Mundial en diciembre. Es probablemente uno de los países más locos por el fútbol, y el ambiente durante y después de los partidos fue realmente increíble e inolvidable.

En diciembre, estuve en Chile y Brasil, así que pude ver distintas caras de Latinoamérica, ya que son muy diferentes de Argentina en algunos aspectos. Una experiencia especial fue la celebración del Año Nuevo en Río de Janeiro. Después de mi estancia aquí en Argentina, me gustaría viajar un poco más por América Latina y estoy deseando conocer más facetas de esta parte del mundo.

Aparte de eso, me gustaría recomendar a los próximos estudiantes de intercambio que soliciten el DNI para extranjeros a su llegada. Sólo así se puede abrir una cuenta bancaria argentina, lo que facilita mucho la vida cotidiana; con la tarjeta de crédito alemana se cobra una tasa peor al pagar. A continuación, puedes enviar dinero directamente a tu cuenta argentina a través de Western Union y hacer tus propias compras por Internet o reservar vuelos y pagar en comercios. El billete más valioso vale actualmente algo menos de 2,80 euros, por lo que siempre hay que llevar muchos billetes encima y tener poca flexibilidad. Al pagar con tarjeta, siempre hay que mostrar el DNI, por eso no sirve mucho prestar una tarjeta a un amigo. La solicitud requiere, entre otras cosas, un certificado de antecedentes penales traducido de Alemania, cuesta unos 100 euros y tarda entre 3 y 4 meses en tramitarse. Sin embargo, en retrospectiva, lo habría solicitado al cien por cien, ya que me habría dado más libertad económica en la vida cotidiana. En el futuro, sin embargo, no es seguro que merezca la pena, en caso de que el gobierno permita el uso normal de tarjetas de crédito extranjeras o introduzca billetes de mayor valor.

En resumen, Argentina ha sido una experiencia inolvidable y formativa para mí hasta ahora, personalmente, académicamente y profesionalmente. Estoy muy agradecido por esta oportunidad y seguiré aprovechando al máximo el tiempo que me queda aquí.

Saludos y hasta luego,

Gabriel