Mittlerweile ist es Ende August, was bedeutet: Halbzeit im Projekt Auslandssemester Buenos Aires. Vor sechs Monaten kam ich in dieser kunterbunten, von einer Hitzewelle vereinnahmten Stadt mit ihren impulsiven, wild gestikulierenden Einwohnern an. Im letzten halben Jahr hatte ich unzählige Gelegenheiten, diese ersten Eindrücke zu korrigieren und zu ergänzen – wobei sich die ein oder andere Einschätzung als durchaus zutreffend erwiesen hat. Zeit für den nächsten Zwischenbericht.

Bereits vor meiner großen Reise ins „Land des Silbers“ (lat. argentum – Silber) wurde ich im Rahmen des I.DEAR Programms auf die argentinische Kultur vorbereitet, die mich in meiner neuen Heimat erwarten würde. So wusste ich bei meiner Ankunft beispielsweise, dass ein Wangenkuss bei der Begrüßung üblich ist sich alle duzen. Als ich aber bereits am zweiten Vorlesungstag mit einem „Cheeeee, boluda!“ (Hey, Dummkopf!) empfangen wurde, war ich doch etwas überrascht. Mittlerweile benutze ich selbst liebevoll gemeinte Beleidigungen, um meinen Freunden gegenüber Zuneigung auszudrücken. Genau wie das „Che…“ zu Beginn eines jeden Satzes ist auch das beiläufige „…viste.“ (hast du gesehen, weißt du) am Satzende obligatorisch. Durch die verschiedenen Bedeutungen vieler Ausdrücke in den diversen Ländern Südamerikas endet eine internationale Konversation häufig in einem „quilombo“ (Chaos); ein besonders beliebtes Wort, das sämtliche Situationen – vom Streik, über den Verkehr, bis hin zum Zustand des Vorlesungssaals – perfekt beschreibt. 

Neben den Eigenarten der Porteños durfte ich inzwischen auch die Kultur außerhalb von Buenos Aires kennenlernen. Die Zeit zwischen Semesterende und Beginn meines Praktikums nutzte ich für eine kurze Erkundung Argentiniens. Dabei stellte ich fest, dass dieses Land so riesig und so vielfältig ist, dass meine erste Reise lediglich einen winzigen Eindruck vermitteln konnte. Argentinien ist knapp acht Mal so groß wie Deutschland, mit 15 Einwohnern pro km² jedoch nur spärlich besiedelt (in Deutschland sind es 230 E/km²). Meine Suche nach Ureinwohnern blieb erfolglos, ich lebe hier in einem Land der Einwanderer. Bei diversen Begegnungen mit Einheimischen wurde ich von deren Wissen über Deutschland überrascht. Und dieses bezieht sich nicht nur auf das allseits bekannte Fußball, sondern auch auf die aktuelle politische und wirtschaftliche Situation. Jeder Argentinier hat einen Freund oder ein Familienmitglied, welche bereits in Deutschland gearbeitet haben oder sich zurzeit dort aufhalten. Diese Erkenntnis verdeutlicht die wirtschaftliche Bedeutung und die Chancen, die das Austauschprogramm bietet. Während des kommenden Praktikums erhoffe ich mir, einen tieferen Einblick in die hiesige Arbeitswelt zu bekommen.

Bei Fragen könnt ihr mich gerne unter isabellaheck(at)web.de anschreiben! :)