Inzwischen ist es Ende Februar und mein Auslandsjahr neigt sich dem Ende zu. Begleitet von Sonnenschein und hochsommerlichen Temperaturen nehme ich Abschied von dieser einzigartigen Stadt, die während der vergangenen zwölf Monate meine Heimat war – Zeit für einen letzten Bericht.

Als ich vor einem Jahr in Buenos Aires ankam, war ich überwältigt von dieser lebensfrohen, offenen Kultur und den herzlichen Menschen, dem hektischen Gedränge auf den Straßen, den täglichen Demonstrationen, den riesigen Grünanlagen, den unzähligen Straßencafés… In Argentinien habe ich ein völlig neues Lebensgefühl kennengelernt, das ich mittlerweile verinnerlicht habe. Was macht es schon, eine halbe Stunde zu spät zu einem Treffen mit Freunden zu kommen, wenn man dann stundenlang bei einem Mate über Gott und die Welt diskutiert. Warum sollte man seine Mitmenschen – egal ob Fremde oder alte Freunde – nicht mit einem Wangenkuss und einem fröhlichen „Cómo estás? Todo bien?“ begrüßen, um anschließend gemeinsam ein hitziges Gespräch über ein aktuelles politisches Thema zu führen? Andererseits habe ich während unzähliger Behördengänge die oft kritisierte deutsche Bürokratie zu schätzen gelernt, die immerhin ein gewisses Maß an Transparenz und Ordnung verschafft. Nach anfänglichen Schwierigkeiten kann ich nun sagen, dass ich mich zumindest teilweise an die langen Wartezeiten und die Ungewissheit bei bürokratischen Vorgängen gewöhnt habe. Die vergangenen Monate waren geprägt von unglaublich vielen neuen Erfahrungen, positiven wie negativen, für die ich dankbar bin. Die vielen neu geknüpften Freundschaften machen den Abschied besonders schwer, werden mich aber weiterhin mit meiner neuen Heimat verbinden.

Das Semester habe ich mit jeder Menge neuem Wissen erfolgreich beendet. Während des Praktikums erhielt ich einen Einblick in die argentinische Arbeitswelt und konnte meine Kenntnisse bezüglich des Ingenieurberufs erweitern. Parallel besuchte ich einen weiteren Kurs an der UCA, um den Kontakt zu einheimischen Studenten aufrechtzuerhalten und meine Erfahrungen während des Praktikums teilen zu können. In den vergangenen Wochen legte ich nach intensiver Vorbereitung meine Prüfungen ab, wobei mir einige Besonderheiten aufgefallen sind. Alle Klausuren waren entweder mündlich oder beinhalteten zumindest eine zusätzliche persönliche Besprechung mit dem Dozenten, um Unklarheiten zu beseitigen und eventuell bereits gegebene Antworten zu vertiefen oder genauer zu erläutern. Die Noten wurden sofort im Anschluss an die Prüfung bekanntgegeben. Auch wurde eine angemessene Kleidung vorausgesetzt, um überhaupt teilnehmen zu dürfen – Männer mit Anzug und Krawatte, Frauen mit Bluse. Bei den momentanen Temperaturen war dies alles andere als angenehm.

Da bietet es sich an, nach Feierabend oder am Wochenende einen der vielen Parks zu besuchen, oder der Einladung eines Freundes zu folgen, der eine Dachterrasse mit Swimming Pool besitzt – davon gibt es leider viel zu wenige. Die Vorstellung, in ein paar Tagen mit Wintermantel und Mütze durch die deutschen Straßen zu gehen, scheint momentan absurd; die Eingewöhnung wird sicherlich einige Zeit in Anspruch nehmen. Nichtsdestotrotz freue ich mich darauf, Freunde und Familie bald wieder zu sehen und hoffentlich mit ein bisschen argentinischer Lebensfreude anzustecken!

Bei Fragen könnt ihr mich gerne unter isabellaheck(at)web.de anschreiben! :)