Hallo Zusammen,

seit gut 6 Wochen bin ich jetzt bereits in Buenos Aires und langsam kehrt hier Gewohnheit und Alltag ein. Die ersten Wochen waren natürlich aufregend und sind rasend schnell vergangen. Ich hoffe, dass sich dies nun ändert und die restliche Zeit nicht ähnlich schnell vergeht. Tatsächlich fällt die Eingewöhnung hier ziemlich leicht. Die Stadt ist sehr europäisch und viel weniger exotisch, chaotisch und gefährlich als es mir vorher vermittelt wurde. Es ist ziemlich gut organisiert, natürlich mehr Autos und Menschen als man es aus der Heimat gewöhnt ist, aber alles in Maßen. Außerdem ist der alltägliche Umgang hier sehr viel freundlicher und da macht es auch nicht so viel aus, wenn sich noch die tausendste Person versucht in die U-Bahn zu quetschen, solange sie einem dabei noch ein freundliches Lächeln zuwirft. Die Uni ist tatsächlich über alle Maßen strukturiert und auf Austauschstudenten sehr gut vorbereitet. Nach drei Tagen hatten wir die Orientationswoche, die hilfreich war, um die Organisationsstrukturen kennenzulernen, erste Kontakte zu knüpfen und den ersten Schritt zum Visum auf den Weg zu bringen. Hierzu passend eine Anmerkung zum Visum (damit bei den nachfolgenden Studenten weniger Fragen aufkommen als es bei mir der Fall war): die Schritte zum Visum sind überschaubar. Man beantragt das Visum erst vor Ort. Als Europäer(in) darf man sich ohne Visum bzw. Touristenvisum, das man bei der Einreise erhält (und nicht vorher beantragen muss), 90 Tage im Land aufhalten. Innerhalb dieser ersten 90 Tage muss man sich um den Erhalt eines Studentenvisums kümmern. Dabei hilft die UCA bei allen wichtigen Schritten. Die Dokumente, die dafür nötig sind, sind eigentlich nur der Reisepass, ein polizeiliches Führungszeugnis, das nicht älter als drei Monate sein darf und übersetzt sein muss. Die Übersetzung kann man jedoch hier vor Ort anfertigen lassen. Wichtig: Apostille muss noch in Deutschland beantragt werden! Um die Krankenversicherung kümmert sich die UCA und muss nicht privat organisiert werden. Es sollten zur Sicherheit für die ersten paar Tage vielleicht eine günstige Zusatzversicherung noch in Deutschland organisiert werden… aber das muss auch nicht unbedingt sein. Vor allem Alejandra, die sich hier am meisten um uns kümmert, ist eine riesige Hilfe und steht mit Rat und Tat zur Seite, wenn man Probleme hat. Nach der Orientierungswoche haben die Internationals die Möglichkeit alle Kurse zu besuchen, die sie interessieren. Das nennt sich hier Add&Drop Phase. Es ist sinnvoll in den zwei Wochen so viele Kurse wie möglich zu besuchen, um auf Nummer sicher zu gehen, dass das Pensum nicht zu viel wird. Ich habe mich für Estudio y Ensayo de Materiales (5,5 SWS), Representación Gráfica Aplicada (5SWS) und Puertos y Vias navegables (4 SWS) entschieden. Die drei Kurse bieten eine gute Mischung zwischen Bekanntem und Unbekannte, sind sehr interessant und gleichzeitig auch teilweise eine echte Herausforderung. Estudio y Ensayo de materiales ist mit dem Modul Baustoffe an der Beuth zu vergleichen. Dabei werden aber neben Stahl und Beton auch Ziegel, Kunststoffe etc. behandelt. Spaß machen vor allem die Stunden in Labor. Puertos y Vias navegables habe ich gewählt, um eine Alternative zum deutschen Kursprogramm ausnutzen zu können. Es ging in den ersten Wochen vor allem um den generellen Aufbau von Schiffahrtsstraßen und Häfen. Jetzt werden Schritt für Schritt die Planungsstufen eines neuen Hafens durchgenommen. Damit beschäftigen wir uns vor allem in der Hausarbeit. Representación Gráfica Aplicada ist mit dem CAD Kurs zu vergleichen. Hier schafft man durch die fünf Stunden wöchentlich jedoch sehr viel mehr und bekommt mehr Übung und lernt noch weitere Funktionsweisen des Programms kennen. Bisher bin ich sehr zufrieden und die argentinischen Kommilitonen sind auch wahnsinnig hilfsbereit und bieten Unterstützung, wenn man am Anfang nicht sonderlich gut mitkommt. Man muss einfach nur Fragen und den Kontakt suchen! Wenn man freundlich fragt, gibt der Dozent einem aber auch gerne die Powerpoint Präsentationen. Das Niveau ist schon ein wenig anders als an der Beuth. Sehr viel mehr Theorie, auch wenn die Hälfte der SWS als „Prácticas“ ausgegeben werden. Viele Aufgaben müssen als „Hausarbeiten“ Zuhause erledigt werden. Mit der Nachbereitung der Module bin ich bisher ziemlich gut beschäftigt. In den ersten Wochen habe ich jede Vorlesung akribisch nachbereitet, mit dem Erfolg, dass ich jetzt bereits den Vorlesungen relativ gut folgen kann. Jetzt noch etwas zu meiner Unterkunft. Durch meine liebe Vorgängerin habe ich bereits in Deutschland meine Unterkunft organisiert. Ich lebe mit 8 Leuten zusammen und für den Anfang war das auch sehr schön. Zum Beginn des nächsten Monats werde ich versuchen meine Unterkunft zu wechseln, um näher an der Uni zu wohnen, als auch die Übungsmöglichkeiten für mein Spanisch zu erweitern. Leider lebt hier nämlich kein einziger Muttersprachler und die Sprache unter den Internationals ist leider vor allem Englisch und das ist ja nicht der Sinn der Übung hier. Ich kann nur raten am Besten übers Internet schonmal zu suchen und Kontakt aufzubauen. Es gibt eine tolle Seite, die heißt compartodepto. Da gibt es tausende Wohnungsanzeigen in allen möglichen Stadtteilen. Zu empfehlen sind Palermo, Montserrat, San Telmo … Man findet viele Studentenwohnungen, aber auch Privatpersonen bieten Einzelzimmer in ihren Wohnungen und Häusern an. Es ist daher ziemlich einfach etwas zu finden. Ich würde auch eher empfehlen die Suche hier zu beginnen und vielleicht die ersten Tage im Hostel zu verbringen. Da trifft man auch nette Leute und ich habe hier noch niemanden getroffen, der am Ende keine Wohnung gefunden hat. Das Angebot ist wirklich riesig. Noch eine Sache zu den Preisen. Kalkuliert ein, dass Buenos Aires tatsächlich teurer ist als Berlin. Die Preise in den Supermärkten sind deutlich höher, auch wenn man sich an die lokale Kost anpasst. Da der ausgezahlte Betrag für das Stipendium nicht inflationsbedingt angepasst wird, reicht das Geld schon um die Runden zu kommen, aber für mehr bleibt da leider nichts übrig und muss aus eigener Tasche finanziert werden.

Für die nächsten Wochen steht bei mir vor allem die Vorbereitung auf die Zwischenprüfungen, ein paar Tanzkurse und der bereits erwähnte Wohnungswechsel an. Außerdem freue ich mich schon riesig auf den Sommer, der hoffentlich bald auch auf der Südhalbkugel beginnt!

Liebe Grüße nach Berlin,
Luisa