Es ist Anfang März und mehr als die Hälfte meines Austauschjahres ist vorbei. Der Sommer neigt sich dem Ende und ich habe bereits Mitte Februar mein Praktikum begonnen. Die Vorweihnachtszeit und den Anfang des neuen Jahres habe ich zum reisen genutzt, wobei ich nur kleine Teile des riesigen Landes kennen lernen konnte und mir eine Praktikumsstelle gesucht.
Meine Recherche nach Praktikumsstellen hat mich zu einer NGO (Non-governmental-Organisation) namens ACUYO geführt. Diese Organisation mit Sitz in Mendoza, einer Stadt im zentralen Westen Argentiniens, beschäftigt sich hauptsächlich mit den Themen Biokonstruktionen (alternative Bauweisen), Regenwassernutzung/Wasserversorgung, erneuerbaren Energien, Recycling von Baustoffmaterialien und Permakultur (alternative Landwirtschaft).
Durch dieses breitgefächerte Feld an interessanten Tätigkeiten, bin ich dazu gekommen mich dort für mein Praktikum zu bewerben. Nach erstmaligem Mailkontakt, erhielt ich eine Einladung zu einem Skype-Vorstellungsgespräch, welches den Charakter eines lockeren Kennenlern-Gesprächs hatte. Nach diesem Vorstellungsgespräch erhielt ich eine Zusage und war glücklich darüber, dass ich alles eigenständig bewältigen konnte.
Meine Einführungsphase bei ACUYO bestand zunächst einmal darin mich mit den Mitgliedern, Arbeitsweisen und dem Arbeitsumfeld vertraut zu machen. Neben dem praktischen Teil der Arbeit, gehört auch eine kleine Bibliothek in den Geschäftsräumen dazu, in welcher sich verschiedene Bücher zu Themen wie Konstruktionsweisen/Architektur, erneuerbare Energien und alternativer Landwirtschaft (Permakultur) befinden. Hier habe ich gerade in der Einführungsphase viel Zeit verbracht, um mich mit Konzepten wie zum Beispiel Lehmbauweisen, Bauen mit Schilf oder „lebenden Konstruktionen“ wie Gründächern zu informieren.
An dieser Stelle würde ich gerne den Begriff Biokonstruktionen erklären, oder zumindest wie er hier vor Ort definiert wird. Zum einem wird versucht mit lokal vorhandenen Baumaterialien, wie Lehm und Schilf zu arbeiten und durch eine vorherige Observation, eine bestmögliche Orientierung für das Bauvorhaben gewählt. Ein Wohngebäude sollte so zum Beispiel nie große Glas/Fensterfronten zur Wetterseite haben, um die Wärmedämmeigenschaften zu verbessern.
Aufenthaltsräume und Schlafzimmer nach Westen und Osten ausrichten, um zu den gegebenen Tageszeiten vom Sonnenlicht zu profitieren. Auf der anderen Seite werden zusätzlich zu den lokal vorhandenen, natürlichen Baustoffen, viele recycelte Materialien, wie Autoreifen oder sogenannte „eco-ladrillos“ (Plastikflaschen befüllt mit Plastik) als Ersatz für Mauersteine verwendet.
Nicht nur das Planen und Bauen koordiniert ACUYO, sondern bietet auch Veranstaltungen/Workshops an, in denen das Know-How bzgl. dieser Biokonstruktionen weitervermittelt wird. Gerade zu diesem Punkt muss hinzugefügt werden, dass es im Raum um Mendoza herum große Probleme gibt. Eine Kombination aus strukturellen Problemen wie Wasserver- und -entsorgung, Elektrizitätsversorgung und verkehrliche Anbindung einerseits und teilweise große Armut andererseits. Deshalb spielen diese Workshops eine wichtige Rolle, um Menschen in prekären Lebenssituationen Hilfe zur Selbsthilfe zu vermitteln.
Im Bezug auf die UCA gab es keinerlei Hindernisse, dass ich mir ein Praktikum außerhalb von Buenos Aires ausgesucht habe. Allerdings musste ich, um mein BECA (Stipendium) zu erhalten ein argentinisches Konto eröffnen, was sich schwieriger als zunächst gedacht herausgestellt hat. Nach knapp dreiwöchiger Wartezeit, einigen Bankbesuchen und Behördengängen bin ich nun Inhaber eines argentinischen Kontos. Leider konnte dieses Konto allerdings immer noch nicht validiert werden und bis zum jetzigen Zeitpunkt weiß ich nicht ob es noch funktionieren wird. Ich werde weiter berichten.
Falls ihr fragen habt, schreibt mir doch gerne eine Nachricht!