Nachdem uns Ende Februar eine zweiwöchige Hitzewelle mit Temperaturen weit über 30°C und einer hohen Luftfeuchtigkeit erreicht hat, befinden wir uns mitten im Herbst. Die Blätter fallen, die letzte Prüfung ist geschrieben und mein Praktikum hat bereits begonnen – Zeit für einen Zwischenbericht.
Der zweite Teil des Projektes I.DEAR hat angefangen: das Praktikum, welches ich in der Firma AC&A realisiere. Das Unternehmen umfasst die Handlungsbereiche Ingenieurwesen, Städtebau, Architektur, Stadtökonomie, Infrastruktur sowie Umweltmanagement und beschäftigt in etwa 40 MitarbeiterInnen. Das Büro liegt im Zentrum von Buenos Aires, wo sich viele Unternehmen befinden. Von der 13. Etage aus kann ich während der Pause die Aussicht auf den Fluss Río de la Plata, der Argentinien von Uruguay trennt, genießen.
Bereits auf dem Weg zu meinem ersten Arbeitstag lernte ich die Porteños von einer anderen Seite kennen. Die sonst so lebensfrohen Argentinier waren während meiner fünfzehnminütigen Zugfahrt alle in sich gekehrt und ruhig. Alle starrten auf ihre Smartphones, hörten Musik oder lasen Zeitung, Gespräche fanden nicht statt. Ein wenig erinnerte mich das an die frühmorgendlichen Fahrten in den öffentlichen Verkehrsmitteln in Berlin, es fehlten nur die so beliebten Coffee-to-go-Becher. Am Bahnhof angekommen hieß es erst einmal 5-10min geduldig warten, denn es bildete sich eine Menschentraube am Ausgang, um sich mit der Fahrkarte aus dem System auszuloggen. Dieses ist jedoch den dortigen Bauarbeiten geschuldet.
Morgens um 9 Uhr, wenn das Büro aufgeschlossen wird und somit mein Arbeitstag beginnt, ist es noch sehr ruhig. Der Großteil meiner Kollegen, von denen ich von Anfang an sehr freundlich und herzlich begrüßt worden bin, trudelt erst im Laufe des Vormittags ein, denn die Uhren ticken hier ein wenig anders. Daher ist auch eines der wichtigsten Büroausstattungen der Matebecher, denn ohne dieses argentinische Nationalgetränk kann der Tag nicht beginnen.
Ich bin in der Verkehrsplanung tätig und beschäftige mich mit autonomen Fahrzeugen. Dieses ist ein Langzeitprojekt des Unternehmens und steht noch im Anfangsstadium.
Zusätzlich zum Praktikum habe ich noch einen Kurs in der UCA belegt, um weiterhin in Kontakt mit Studenten zu bleiben. Im Unterschied zum vergangenen Semester habe ich dieses Mal einen Kurs aus dem reichhaltigen PEL-Angebot (Programa de Estudios Latinoamericanos), welches nur den Austauschstudenten zur Verfügung steht, gewählt.
Des Weiteren hatte ich das Glück eine argentinische Hochzeit mitzuerleben. Der Abend begann zunächst mit der kirchlichen Trauung in einer großen antiken Kirche, die bis auf den letzten Platz belegt war. Der anschließende festliche Teil fand in einem alten Palast statt. Einer der vielen Highlights des Abends war das um 2 Uhr nachts feierlich eröffnete und vielfältige Kuchenbuffet. Die Hochzeit war definitiv bisher einer meiner schönsten Erlebnisse in Buenos Aires.
Bevor der argentinische Winter kommt und mein Auslandsjahr in die Endphase geht, werde ich zum einen noch die warmen und sonnigen Tage genießen und zum anderen ein langes Wochenende nutzen, um die Vielfalt des kleinen Nachbarlandes Uruguay zu erkunden.
Bei Fragen könnt Ihr mich gerne anschreiben: sv.liebig(at)arcor.de