Nach Mayrberger (2013) fungieren E-Portfolios als Brücke zwischen Lehr-, Lern- und Beurteilungsprozessen. So gesehen sind die allgemeinen Erwartungen an die Arbeit mit E-Portfolios hoch, da davon ausgegangen wird, dass E‑Portfolio-Arbeit als pädagogisches Konzept die Lernenden grundsätzlich in der (Weiter-)Entwicklung fachlicher und metakognitiver Kompetenzen fördert. Baumgartner (2007) verweist darauf, dass Lernende mit ihren E-Portfolios nicht nur den aktuellen Grad erworbener Kompetenzen präsentieren, sondern auch ihre eigene Lerngeschichte dokumentieren und persönliche Entwicklungspotenziale aufzeigen. E-Portfolios würden sich allerdings nicht auf ihre Funktion als kompetenzorientierte Prüfungsform beschränken, innovativ eingesetzt, könnten sie zu einem Katalysator für eine neue Lernkultur werden. ChatGPT und andere KI-Tools befeuern derzeit an Hochschulen und Universitäten die Diskussion über die klassische Lern- und Prüfungskultur. Als alternative Assessmentform rücken E-Portfolios vor diesem Hintergrund verstärkt in das Rampenlicht: Aufgrund ihrer Prozessorientierung haben E-Portfolios nach Redecker (2022) das Potenzial, zum Gegenstand einer Metareflexion und -kommunikation zu werden, um mit den Mitteln des Digitalen das Digitale (hier: KI-basierte Technologien) selbst auf den Prüfstand zu stellen und dessen Möglichkeiten auszuloten und weiterzuentwickeln. Welches Innovationspotenzial steckt in KI-basierten Tools für die Weiterentwicklung von E-Portfolio-Arbeit? Wo liegen die Herausforderungen und Chancen? Wie muss sich E-Portfolio-Arbeit verändern, damit ihre Funktion als Brücke zwischen Lehr-, Lern- und Beurteilungsprozessen bestehen bleibt?


Baumgartner, Peter (2007). Karriereplaner E-Portfolio – Katalysator für eine neue Lernkultur. upgrade – Das Magazin für Wissen und Weiterbildung der Donau-Universität Krems, 20–23.

Mayrberger, Kerstin (2013). E-Portfolios in der Hochschule – zwischen Ideal und Realität. In Damian Miller & B. Volk (Hrsg.), E-Portfolio an der Schnittstelle von Studium und Beruf (S. 60-72). Münster: Waxmann.

Redecker, Anke (2022). Kreativität unter Kontrolle – das E-Portfolio zwischen Prozess- und Produktorientierung. Medienimpulse, 60 (2), https://doi.org/10.21243/mi-02-22-06.


 

HS-Prof. Mag. Dr. Reinhard Bauer, MA, Leiter des Instituts für Berufsbildung an der Pädagogischen Hochschule Wien

Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: Didaktische Entwurfsmuster, E-Portfolio, E-Education, E-Learning, Hochschuldidaktik, Fremdsprachendidaktik, Allgemeine Didaktik, Berufsbildung.

Reinhard Bauer studierte Romanistik, Germanistik und Deutsch als Fremdsprache an der Karl-Franzens-Universität Graz. Nach seinem Studium und einem einjährigen Aufenthalt als Fremdsprachenassistent an der Escuela Oficial de Idiomas in Bilbao (Spanien) unterrichtete er bis 2008 an einer berufsbildenden mittleren und höheren Schule und schrieb mehrere Spanisch-Lehr- und -übungsbücher. Von 2007 bis 2009 absolvierte er den postgradualen Masterlehrgang eEducation an der Donau-Universität Krems, wo er von 2009 bis 2011 am Department für Interaktive Medien und Bildungstechnologien als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich bildungstechnologische Forschung tätig war.

Reinhard Bauer ist seit rund 18 Jahren in der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Pädagog*innen aktiv. Von 2004 bis 2014 war er als Lehrbeauftragter für Fachdidaktik Spanisch am Institut für Romanistik der Universität Wien tätig. Von 2012 bis 2014 unterrichtete er neuerlich an einer berufsbildenden mittleren und höheren Schule und an einer Neuen Mittelschule in Niederösterreich.

2014 promovierte er mit einer Arbeit über didaktische Entwurfsmuster an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, 2016 schloss er an der Pädagogische Hochschule Freiburg (Deutschland, Akademie für wissenschaftliche Weiterbildung) die Ausbildung zum Schreibberater (Ausbildungsspezialisierung: Beratung und Begleitung von Schreibenden und Schreibprozessen im Studium) ab.

Seit 2014 lehrt und forscht er an der Pädagogischen Hochschule Wien, wo er seit 2017 eine Hochschulprofessur (PH1/ph1) für Unterrichtswissenschaften (Schwerpunkt: Didaktisches Design) hat und seit 2019 das Institut für Berufsbildung leitet.

Reinhard Bauer ist u.a. Mitglied der Österreichische Gesellschaft für Forschung und Entwicklung im Bildungswesen (ÖFEB, Sektionen: LehrerInnenbildung und -bildungsforschung sowie Medienpädagogik), der Gesellschaft für wissenschaftliches Schreiben (GewissS) und Mitglied des Editorial Board der GMW-Buchreihe „Medien in der Wissenschaft“ des Waxmann-Verlags.

Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: Didaktische Entwurfsmuster, E-Portfolio, E-Education, E-Learning, Hochschuldidaktik, Fremdsprachendidaktik, Allgemeine Didaktik, Berufsbildung.

Open Researcher and Contributor ID: https://orcid.org/0000-0003-4552-8864