Verwendung der BEM-basierenden Fast Multipole Methode für Innenraumprobleme
(02/2011 - 12/2011)
Abstrakt
Im Rahmen des Forschungsprojekts MULTIPOL wird eine neuartige Variante der Randelementemethode (BEM) für Innenraumprobleme in Kombination mit der Multi-Level Fast-Multipol-Methode (MLFMM) entwickelt, mit deren Hilfe sich Schallfelder in Außen- und Innenräumen auf numerische Weise vorausberechnen lassen.
Veröffentlichungen
Die Veröffentlichungen zu diesem Projekt finden Sie hier.
Förderung
Dieses Projekt wurde durch das Institut für angewandte Forschung Berlin e.V. (IfaF) gefördert.
Zielsetzung
Die numerische Berechnung bzw. Simulation der Schallausbreitung in Innenräumen im mittleren und höheren Frequenzbereich des Hörvermögens ist mit den gängigen konventionellen Methoden aufgrund der Größe der sich ergebenden Gleichungssysteme nur begrenzt möglich, da der Speicherbedarf für die Systemmatrix den verfügbaren Speicher gängiger Workstations schnell übersteigt.
Die Fast-Multipol-Methode stellt ein Verfahren zur beschleunigten Bildung eines Matrix-Vektor-Produktes (MVP) dar, ohne dabei jemals die Matrix vollständig erstellen zu müssen. Sie eignet sich daher in Verbindung mit iterativen Lösern zum Einsatz bei großen Gleichungssystemen.
Methodik
Ein Code für einen Multi-Level Fast Multipol Algorithmus wird entsprechend erweitert, optimiert und die erzielten Resultate mit den Ergebnissen von konventionellen matrixbasierenden BEM-Berechnungen und denen kommerzieller FEM-Software (z.B. COMSOL Multiphysics) verglichen.
Zusätzlich wird der Code nach MatLAB portiert, um Untersuchungen zur Optimierung des Algorithmus und des verwendeten iterativen Lösungsverfahrens zu erleichtern.
Dies ist ein großer Vorteil der BEM und spiegelt sich in deutlich kleineren Gleichungssystemen wieder, als sie z. B. in der Finiten-Element-Methode (FEM) auftreten. Da jedes Element mit jedem anderen Element interagiert (Abb. 3), ergeben sich voll besetzte komplexe Gleichungssysteme.
Die Abnahme der Anzahl der so zu berücksichtigenden Interaktionen zwischen den Clustern (Abb. 4) ist im Vergleich mit den direkten Interaktionen (Abb. 3) deutlich erkennbar.
Im dreidimensionalen Fall werden die Cluster durch würfelförmige Boxen repräsentiert (Abb. 5).
Beispiel I: Schallharte Kugel, 2 m Durchmesser, 100.750 Elemente
Dieses Beispiel zeigt die Ergebnisse und Lösungszeiten der Berechnung der Schalldruckverteilung auf der Oberfläche einer einfachen Kugel und deren Abstrahlung bei verschiedenen Frequenzen.
verwendetete Abkürzungen:
tsolve | Lösungszeit (ohne Pre-/Postprocessing) |
Omp | Ordnung der Multipol-Entwicklung |
Niter | Anzahl der Iterationen |
eiter | max. vorg. Iterationsfehler |
GMRES | iterativer Löser (General minimal residuum) |
IMKL | Intel Math Kernel Library (direkter Löser) |
a) f = 273 Hz (ka = 5)
konventionell: | tsolve: | 4.472,0 | s [01:14:32] |
MLFMM: | tsolve: | 24,5 | s |
| Omp: | 4 | ... 17 |
c) f = 2.730 Hz (ka = 50)
konventionell: | Niter: | 140 | (eiter < 10-8) |
| tsolve: | 45.718 | s [12:41:58] |
MLFMM: | Niter: | 201 | (eiter = 1-2), Fehlerlimit nicht erreicht! |
| tsolve: | 2.685 | s [00:44:45] |
| Omp: | 6 | ... 116 |
b) f = 1.000 Hz (ka ≈ 18,3)
konventionell: | tsolve: | 19.582 | s [05:26:22] |
MLFMM: | tsolve: | 582 | s |
| Omp: | 4 | ... 49 |
Ab einer Frequenz von ca. 1 kHz treten erste sichtbare Differenzen im Druckverlauf (Abb. 7) auf, die mit steigender Frequenz deutlich zunehmen (Abb. 8), da der iterative Löser aufgrund der bei der MVP-Bildung verstärkt auftretenden Fehler nicht mehr gut konvergiert.
Beispiel II: T-Raum mit schallharten Wänden und Türbereich
Dieses zeigt die Ergebnisse der FEM und BEM für einen T-förmigen Innenraum von ca. 7 × 3 × 2,5 m Größe mit schallharten Wänden und einem Türbereich mit der Impedanz ρc.
a) FEM-Lösung (COMSOL) | ||
Nelem: | 1.093.480 | |
Niter: | 14 | |
tsolve: | 772 | s [01:14:32] |
Löser: | MUMPS(sparse iterative solver) |
b) BEM mit MLFMM | ||
Nelem: | 30.558 | |
Omp: | 6 | (fest) |
Niter: | 183 | |
eiter: | < 10-5 | |
tsolve: | 116 | s |
Deutliche Abweichungen des Schalldruckverlaufs an den Clustergrenzen! |
c) BEM mit MLFMM | ||
Nelem: | 30.558 | |
Omp: | 10 | (fest) |
Niter: | 191 | |
eiter: | < 10-5 | |
tsolve: | 291 | s |
| ||
tsolve,GMRES: | 204 | s |
tsolve,IMKL: | 710 | s |
Auch hier ist ist deutlich zu erkennen, wie stark die Qualität der Lösung von der Entwicklungsordnung Omp abhängt.
Fazit
Die dargestellten Ergebnisse zeigen, dass die MLFMM im Vergleich zur konventionellen BEM bei geringeren Rechenzeiten qualitativ vergleichbare Ergebnisse liefert. Dieser Performancevorteil zeigt sich insbesondere bei komplexeren Strukturen und unterschiedlichen Randbedingungen.
Bei höheren Frequenzen weist die MLFMM jedoch deutliche qualitative Abweichungen auf, da sich die methodenbasierenden Fehler in der Matrix-Vektor-Produktbildung stärker auswirken. Hier sind weitere Untersuchungen zur Optimierung des MLFMM-Codes notwendig. Ebenso soll ein geeigneter Vorkonditionierer verwendet werden, um eine bessere Konvergenz des iterativen Verfahrens zu erzielen.